© Fotolia/Robert Kneschke , junge Menschen in der Bibliothek

WriteFlow: Textverarbeitung für Wissenschaftler

START-UP-GESCHICHTEN
10.12.2009

Das von einem jungen Wiener Unternehmen produzierte Programm WriteFlow will das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten einfacher machen und auch vernetzte Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen fördern. Seit Anfang der Woche steht die Mac-OS-X-Software in einer Betaversion zum Download bereit.

Wer eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, hat neben dem Verfassen des Textes auch mit der Sammlung und Organisation von Quellen zu tun. Dazu sind nicht selten mehrere Programme - vom Schreibprogramm über Software zum Sammeln von Quellen bis hin zu Programmen zur Organisation von Notizen - von Nöten.

Das Wiener Start-up WriteFlow will mit seiner gleichnamigen Software diese unterschiedlichen Arbeitsschritte verbinden und so das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten vereinfachen. "Wir wollen den Schreibprozess flüssiger gestalten und die Integration von Quellen verbessern", sagt Georg Maißer, Geschäftsführer des jungen Unternehmens.

Wollen mit der Software WriteFlow Wissenschaftlern und Studenten die Arbeit an ihren Texten erleichtern: Georg Maißer (im Bild links) und Herwig Czech.

"Gedankenspielerei"

Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte der damalige Dissertant in Philosophie die Idee zu der Software für die wissenschaftliche Textproduktion. "Anfangs war es eine Gedankenspielerei", erinnert sich Maißer. "Ich habe mich gefragt, wie ich eigentlich arbeiten will, und habe dann begonnen, Notizen zu machen und Entwürfe für ein solches Programm zu zeichnen. Dann habe ich über eine Anzeige Programmierer gesucht."

Seit dem 8. Dezember steht WriteFlow in einer öffentlichen Betaversion für Mac OS X (Intel und PowerPC ab Leopard) zum Download bereit.

Dokumente erstellen und Quellen verwalten

Im Wesentlichen ist WriteFlow ein Programm, mit dem sich Dokumente erstellen und Quellen sowie Notizen verwalten und in den Schreibprozess integrieren lassen. Zentrale Schaltstelle ist das "Command Tool". Damit können etwa Quellen aus Datenbanken im Netz und Materialien auf der eigenen Festplatte in eine Mediendatenbank importiert werden.

Das WriteFlow-"Command Tool"

Mediendatenbank

Bibliografische Angaben zur verwendeten Literatur lassen sich einfach über ISBN-Abfragen oder die Suche nach Autor oder Titel in einschlägigen Datenbanken (Amazon, diverse Bibliotheken) in die eigene Mediensammlung laden. Dort können sie mit Zitaten und Notizen verbunden und mit Stichwörtern versehen werden. Neben bibliografischen Daten lassen sich in der Mediendatenbank unter anderem auch Websites, PDFs und in Zukunft Bild- und Audiodateien abspeichern.

Die einzelnen Elemente werden in der Mediensammlung zentral verwaltet. Sie können über eine Datenbankabfrage in beliebig viele Dokumente eingebunden und auch zentral verändert werden. Änderungen werden überall dort gespiegelt, wo die entsprechenden Zitate oder Textbausteine aufscheinen.

Das Layout der Dokumente wird ebenso zentral über Output-Styles festgelegt. Die fertigen Dokumente können aus dem Tool exportiert werden. Derzeit ist das nur im .rtf-Format möglich. An einer Erweiterung der unterstützten Formate wird laut Maißer bereits gearbeitet.

"Von der Suche bis zum Publizieren"

"WriteFlow unterstützt alle Arbeitschritte einer wissenschaftlichen Arbeit, von der Literatursuche über die Erstellung von Exzerpten, Outlines, dem Festhalten von Ideen bis hin zum Schreiben, Layoutieren und Publizieren einer wissenschaftlichen Arbeit", sagt der Historiker Herwig Czech, der "als einer der Ersten von dem Projekt wirklich überzeugt war" und nun Gesellschafter bei dem Start-up ist.

Absatzziel: Mindestens 1.000 Kopien

Die Kosten für die Software belaufen sich auf 69 Euro. In einer Studentenversion ist das Programm für 39 Euro zu haben. Daneben gibt es auch Rabattprogramme. Maißer und Czech hoffen, innerhalb eines Jahres mindestens 1.000 Kopien von WriteFlow verkaufen zu können. "Wenn es sehr viel weniger sind, ist es bitter", meint der WriteFlow-Geschäftsführer.

Zielgruppe für die Software sind Wissenschaftler und Studenten weltweit. Bei dem mehrmonatigen geschlossenen Betatest, der dem Verkaufsstart voranging, habe es rege internationale Beteiligung gegeben, erzählt Maißer: "Unsere Hauptmärkte sind die USA und Deutschland." Der WriteFlow-Geschäftsführer hofft nun, dass die Software in einschlägigen Blogs auf Resonanz stößt.

Hoffen auf Mac-Community

Warum nur eine Mac-Version? "Da spielen sicherlich auch persönliche Vorlieben hinein", so Maißer. "Wir glauben aber auch, dass wir eher Leute aus der Mac-Community für so ein Programm begeistern können." Versionen für Windows- und Linux-Betriebssysteme sind nicht geplant. "Wir überlegen aber, Funktionen von WriteFlow auch im Web anzubieten", erzählt Maißer.

Eigenfinanzierung und Förderung

Finanziert wurde die Produktion der Software großteils aus Eigenmitteln der Gründer. Neben Maißer und Czech sind auch der Soziologe Ulrich Brinkmann und die Journalistin Mellisande Rouger an dem Unternehmen beteiligt. Daneben gab es eine Förderung von der Wiener Förderstelle departure, mit der die Weiterentwicklung der Software in Richtung Kollaborationswerkzeug vorangetrieben werden soll.

Dabei ist unter anderem an gemeinsam genutzte Materialdatenbanken für wissenschaftliche Arbeitsgruppen und den Peer-to-Peer-Austausch von Notizen gedacht. "Da sind wir aber noch einige Monate davon entfernt", meint Maißer.

Serie

Im Rahmen der Serie "Start-up-Geschichten" berichtet futurezone.ORF.at in loser Folge über innovative Web- und IT-Unternehmen mit Österreich-Bezug.

"Schritt für Schritt"

Davor wollen Maißer und sein Team Verbesserungen an der Software vornehmen. So soll etwa die Organisation der Quellen und Notizen überarbeitet und die Kompatibilität von WriteFlow mit anderen Formaten erweitert werden. Daneben sollen auch weitere wissenschaftliche Datenbanken im Netz an das Programm angebunden werden, kündigt Maißer an: "Wir wollen die Dinge Schritt für Schritt angehen."

(futurezone/Patrick Dax)