D: Älteres Datenleck beim AWD

BERICHT
17.10.2009

Beim Vorfall aus 2002 und 2003 wurden Ermittlungen eingestellt

Beim deutschen Finanzdienstleister AWD ist ein weiteres Datenleck bekanntgeworden. Abrechnungen von etwa 1.500 Handelsvertretern aus den Jahren 2003 und 2004 seien ins Internet gestellt worden, teilte Unternehmenssprecher Stefan Suska am Samstag mit. Er bestätigte damit einen Bericht der "Neuen Westfälischen". Am Freitag hatte der NDR berichtet, ihm seien 27.000 Datensätze von AWD-Kunden zugespielt worden.

In dem jetzt bekanntgewordenen Fall wurden laut "Neuer Westfälischer" von einer AWD-kritischen Website auf 26 Seiten Daten von Vertretern des Finanzdienstleisters aufgelistet, darunter Mitarbeiternummern, Namen, Datum des Firmeneintritts, Vergütungsstufen, Kontokorrent-Konten, Stornoreserven, Darlehen, Vorschüsse und monatliche Einnahmen.

Server in den USA - Ermittlungen eingestellt

Suska unterstrich, es handle sich nicht um ein neues Datenleck, sondern um einen älteren Vorfall. Der AWD erstattete nach der Veröffentlichung der Daten Strafanzeige. Die betroffenen Büros seien damals über das Datenleck informiert worden. "Der Vorgang zeigt, dass ein wirksamer Schutz von Daten seine Grenzen in der kriminellen Energie von Menschen findet", sagte Suska. Die Internetseite werde über einen Server in den USA betrieben und nur durch Ermittlungen dort könnten Hinweise auf den Täter erlangt werden, begründete die Staatsanwaltschaft die Verfahrenseinstellung damals laut AWD. "Aus zahlreichen anderen Ermittlungsverfahren ist jedoch bekannt, dass Rechtshilfeersuchen in die USA nicht erfolgversprechend sind."

Am Freitag war eine Datenpanne größeren Ausmaßes bei AWD bekanntgeworden. NDR Info wurden nach eigenen Angaben insgesamt 27.000 Datensätze zugespielt, die Kundennummer, Adresse, Telefonnummer, Berufsbezeichnung, Geburtstag und die Vertragsabschlüsse der einzelnen Kunden enthalten.

"Menschen leben in Ungewissheit"

AWD teilte am Samstag mit, nach neusten Erkenntnissen seien von dem Diebstahl der Daten keine Kunden betroffen, die nach 2001 Verträge über AWD abgeschlossen hätten. Zunächst hatte der Finanzdienstleister das Jahr 2002 genannt. Bislang sei AWD nur ein kleiner Teil der betroffenen Kunden bekannt. Zu ihnen sei unverzüglich Kontakt aufgenommen worden. AWD bitte den NDR deshalb, "dass dieser unter Wahrung des Informantenschutzes die in seinem Besitz befindlichen AWD-Kundendaten der Staatsanwaltschaft Hannover übergibt". Es sei nicht geplant, die Daten herauszugeben, hieß es am Samstag von Seiten des Senders. Die Anonymität des Informanten sei sonst gefährdet.

In einem Interview mit NDR Info erklärte Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein am Samstag, niemand wisse, ob die entwendeten Daten "nicht illegal auch noch sonst wo hingewandert sind". Die betroffenen Menschen "leben immer mit der Ungewissheit, dass sie nicht wissen, wer diese Daten irgendwann in den Händen hat", sagte er.

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(APA/AP/dpa)