"Asozialer Effekt" durch Facebook & Co.
Beim Internet Summit des Verbands der österreichischen Internet-Anbieter (ISPA) ist man der Frage nachgegangen, wie sich Soziale Netzwerke wie Facebook, Xing und studiVZ auf das reale Leben auswirken. Nicht alle Diskussionsteilnehmer konnten positive Effekte feststellen.
Während die Moderatorin Andrea Hammer von der ISPA einen "realen Druck aus der virtuellen Welt" verspürt, wenn sie in ihrem Facebook-Account längere Zeit keine Statusmeldungen veröffentlicht, hat Armin Thurnher vom Falter Verlag in seiner Redaktion ganz andere Beobachtungen angestellt. Man traf einander auf dem Podium, um darüber gemeinsam zu diskutieren.
"Web-Medien sind parasitär"
Die ISPA hat am Dienstag im Rahmen des Internet Summit Austria 2009 zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Virtuelles Leben - wie real sind soziale Netze?" geladen.
Seine Mitarbeiter würden sich hysterisch und motorisch gestört verhalten, wenn sie Soziale Netzwerke nutzen. Er orte zudem eine Absenz im Dialog, das Fehlen einer direkten Kommunikation und eine Steigerung des Narzissmus, so Thurnher. Aufgrund dieses asozialen Effekts, der schlechten Beispiele in seiner Redaktion, würde er selbst auch niemals ein eigenes Weblog betreiben wollen. "Web-Medien sind parasitär," fuhr Thurnher fort. "Sie verlassen sich auf alte Medien und recherchieren nicht selbst." Journalisten, die Facebook und Twitter nutzten, würden sich ohnehin selbst genug bestrafen.
Der "Falter"-Mitbegründer beklagte zudem, dass beispielsweise über Personensuchmaschinen Bilder von ihm im Netz zu finden seien, die er selbst nie veröffentlicht hätte. Hier müsse man Regeln festlegen, wie man damit umgehen wolle, so Thurnher in seinem Appell an selbstregulierende Mechanismen.
"Internet-Nutzer sind sich der Risiken nicht bewusst"
"Die offenen Daten sind des einen Freud und des anderen Leid", meinte dazu Johann Maier, SPÖ-Nationalratsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Datenschutzrats. Das Hauptproblem sei, dass sich nach wie vor viele Internet-Nutzer nicht der Risiken bewusst seien, die das Veröffentlichen von Bildern und Empfindlichkeiten in Sozialen Netzwerken mit sich bringen würde. Er selbst habe seinen Facebook-Account nach kurzer Zeit wieder gelöscht, so Maier.
An der Diskussion nahmen neben der ISPA-Moderatorin lediglich zwei tatsächliche Nutzer von Sozialen Netzwerken teil: Bernhard Lehner von der Personensuchmaschine 123people und Martin G. Dobner von Parship.at. Beide nutzen Facebook privat, Xing beruflich. Die Plattformen seien eine große Bereicherung, so Lehner, er benütze die Netzwerke allerdings äußerst bewusst. "Man muss sich gut überlegen, ob man die Daten, die man preisgibt, auch in elf Jahren noch online sehen will."
"Digital Natives" verhalten sich anders
Lehner wies als Einziger darauf hin, dass Kinder, die mit dem Internet aufgewachsen sind, anders mit Sozialen Netzwerken umgehen würden als Erwachsene. So hatte auch der MIT-Informatiker Peter A. Gloor kurz vor Beginn der Diskussion verlautbart, dass seine Tochter auf Facebook viele private Informationen von sich preisgebe und sich die Gesellschaft immer mehr in Richtung Transparenz bewege. Ein "Digital Native" auf dem Podium hätte daher keineswegs geschadet.
(futurezone/Barbara Wimmer)