IKT-Start-ups für öffentliche Ausschreibungen

STUDIE
21.05.2009

Österreichs Jungunternehmer, die im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie forschen, arbeiten viel und gern. Das zeigt eine neue Studie. Die Gründer wünschen sich allerdings mehr Referenzprojekte aus der öffentlichen Hand.

Erich Prem von der eutema Technology Management GmbH hat im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) eine Studie durchgeführt, die sich mit der Motivation, den Herausforderungen und den Problemen von jungen, forschungsnahen Unternehmen aus dem Informations- und Kommunikationstechnologieumfeld (IKT) befasst. ORF.at liegt diese Studie vor, sie wird vom BMVIT allerdings nicht veröffentlicht.

Breites Feld aus Forschern

Insgesamt wurden bei der Studie 24 Unternehmensgründer aus dem IKT-Bereich befragt. Die Interviews wurden qualitativ ausgewertet. Die Bereiche, in denen die Unternehmen tätig sind, umfassen unter anderen Robotik, Bilddatenanalyse, e-Commerce, mobiles Lernen, Simulation, Visualisierung, Sprachtechnologie und Netzwerktechnik.

Vom Freelancer zum Gründer

Auffallend war laut Prem bei der Erhebung, dass viele Gründer der IKT-Start-ups sehr jung (etwa Anfang bis Mitte 20) waren, studieren, oder bereits einen fertigen Universitätsabschluss im Bereich der Informatik haben. Ein Großteil der Jungunternehmer arbeitete vorher als Freelancer oder ging einer Teilzeitbeschäftigung nach. In der Firmengründung sahen sie die Möglichkeit, sich eine solide Basis aufzubauen, um den von ihnen entwickelten technischen Ideen eine wirtschaftliche Grundlage zu erlangen.

Die Ergebnisse der Studie werden von Prem bei der XX ISPIM-Konferenz präsentiert, die Ende Juni in Wien stattfindet und sich mit der Zukunft von Innovation beschäftigt.

Ein Großteil der Befragten hatte zum Gründungszeitpunkt meist nur Techniker und Ingenieure im Team. Marketing- und Buchhaltungsexperten zu finden, war für sie kein großes Problem. Allerdings gaben einige der Befragten an, dass sie es begrüßen würden, wenn diese ebenfalls technisch versierter und interessierter wären.

Kunden schon bei der Gründung

Für die IKT-Jungunternehmer waren bei der Gründung vor allem zwei Faktoren wichtig: Einerseits die ersten Kunden, andererseits die angebotenen Förderungen.

Die meisten Jungunternehmer hatten zum Zeitpunkt der Gründung bereits ihre ersten Kunden. Allerdings sahen es viele als Herausforderung, diese auch vom Wert ihres Produkts zu überzeugen. Einige IKT-Start-ups gaben an, die Eintrittshürden in den Markt unterschätzt oder das Marktpotential falsch eingeschätzt zu haben.

Ohne Förderung geht es nicht

Neben den ersten Kunden war für die befragten Jungunternehmer vor allem der Zugang zu Fördermitteln wichtig. Nur wenige Unternehmen haben bisher keine Förderung - sei es aus dem EU-Topf, oder von universitätsnahen Einrichtungen - in Anspruch genommen. Manche gaben an, dass sie es ohne Förderung "niemals geschafft hätten". Für fast jedes Projekt würde eine Förderung gefunden, so die Befragten.

Kritisiert wurde vor allem die mit den Förderungen verbundene Bürokratie. Die Vorgänge seien zu kompliziert, so ein Unternehmer. Vereinzelt gab es auch Beschwerden darüber, das richtige Programm zu finden.

Lange Arbeitszeiten für Großteil normal

Die befragten IKT-Unternehmer zeigten sich mit ihrer Situation allerdings relativ zufrieden. Alle 24 befragten Unternehmer würden "jederzeit wieder" ein IKT-Unternehmen gründen. Lange Arbeitszeiten, die über eine herkömmliche 40-Stunden-Woche hinausgehen, nimmt ein Großteil der Befragten dafür gerne in Kauf. Einige der Befragten geben allerdings auch an, "fast" nur eine normale Arbeitszeit zu haben. Sie bezweifeln die Effektivität von 80-Stunden-Wochen.

Wunsch: Mehr öffentliche Ausschreibungen

Ein Wunsch wurde gerade bei den sehr jungen Unternehmern mehrmals geäußert: Die Befragten würden es begrüßen, wenn es vermehrt öffentliche Ausschreibungen gäbe, um Innovationen zu unterstützen. Es geht ihnen dabei nicht so sehr um die Finanzierung, sondern darum, einen ersten Vorzeigekunden und eine prototypische Applikation vorweisen zu können, um in Zukunft weitere Kunden zu gewinnen.

Prem betrachtet dies als "schwierig". "Abteilungen, die Ausschreibungen machen, sind oft nicht umbedingt innovationsfreundlich", so Prem.

(futurezone/Barbara Wimmer)