Vom Display zum Bildschirm
Wie die Bilder auch auf Handys und Handhelds laufen lernten und Episoden zu "Mobisoden" wurden, am Sonntag um 22:30 Uhr im Ö1-Magazin matrix.
Die Zeiten, als am Display von Mobiltelefonen nur die Uhrzeit, Telefonnummern oder Text zu sehen waren, sind vorbei. Nicht nur, dass man auf den immer größeren werdenden Displays selbstgeknippste Photos und selbstgedrehte Filmchen ansehen kann, auch Fernsehen wird man schon demnächst empfangen können.
Aber auch immer mehr Filmemacher, Kreative und die Unterhaltungsindustrie entdecken die Bildschirme von Handys und Handhelds als eine neue mediale Plattform.
Waren anfangs aufgrund technischer Restriktionen nur einfache Pixel-Icons zu sehen, so laufen auf den Bildschirmen von Mobiltelephonen mittlerweile aufwendige Animationen, Kurzfilme, ja sogar eine eigens für Handys produzierte Serie sogenannter "Micro Movies" oder "Mobisoden".
Episoden werden zu "Mobisoden"
Eine Vorreiterrolle spielte in diesem Zusammenhang der amerikanische Fernsehsender FOX, der 2004 erstmals eine Serie eigens für Mobiltelefone drehen ließ. Es handelte sich dabei um ein Spin-Off zur erfolgreichen Fernsehserie "24" mit dem Titel "24: Conspiracy", die aus 24 einminütigen "Mobisoden" bestand.
Siegeszug der "Micro Movies"
Von Paris bis ins kanadische Edmonton und von England bis China häufen sich die Festivals, die sogenannte "Mobile Movies" oder "Micro Movies" zeigen.
Eines der allerersten und auch bekanntesten Festivals für Handykurzfilme ist der "Micro Movie Award", den die in Dornbirn ansäßige österreichische Sponsoring-Agentur Wenzel, Weirather & Partner vor drei Jahren und ursprünglich für Siemens ins Leben gerufen hat.
"Micro Movie Series"
Vor kurzem wurde der "Micro Movie Award" zur "Micro Movie Series" weiterentwickelt. Mit anderen Worten: Weg vom Festival, hin zur gezielten Förderung von jungen Regisseuren und ihren Einzelarbeiten.
Der erste Film in der "Micro Movie Series" wurde dabei von einem Österreicher gedreht - dem Werbefilmer Andreas Hafele, der vorwiegend in London lebt und arbeitet.
Das Besondere daran: Hafele hat die Story schon beim Schreiben des Drehbuchs und in weiterer Folge auch beim Drehen an die Erfordernisse des Mediums Mobiltelefon angepasst. So dominieren in "Dog & Bone" klare geometrische Muster und Linien und es gibt auch keine schnellen Schwenks mit der Kamera. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Farben im Film und der Einsatz von klaren Farbkontrasten.
Hafele dazu: "Das heißt, es existiert eine sehr naive Bildästhetik, die in ihrer Kindlichkeit und Unbeschwertheit einen Charme entfalten kann fürs Kino und die sich zugleich auch sich sehr, sehr gut auf kleine Displays übersetzen läßt. Eben weil der Bildinhalt so einfach ist. Und dadurch, dass 90 Prozent des Dialogs im Film Telefongespräche sind und das auf einem sehr hohen Frequenzband stattfindet, übersetzt es sich sehr gut über die kleinen Lautsprecher in Mobiltelefonen."
Mobiler Zeichentrick
"Dog & Bone" wurde von Andreas Hafele so konzipiert, dass er auch in einem als 7-minütiger Kurzfilm angesehen werden kann. Primär soll der Film aber in fünf Teile oder Episoden à 90 Sekunden geteilt und von Mobilfunk-Anbietern auch in dieser Form vertrieben werden. Für Andreas Hafele bedeutete das beim Schreiben des Drehbuchs, dass er nach 90 Sekunden jeweils einen sogenannten "Cliffhanger" einbauen musste, um das Interesse der Seher nach einer weiteren "Mobisode" zu wecken.
Nicht bei allen Micro- oder Handy-Movies sind Cliffhanger erforderlich. Eine Alternative sind sogenannte "Standalone"-Episoden, das heißt: Die einzelnen Folgen sind in sich abgeschlossen. Ein Beispiel dafür ist die in Israel produzierte und an "Sex & the City" angelehnte Zeichentrick-Serie "Foreplay".
Ein bis drei Minuten
Jede Episode ist zwischen ein und eineinhalb Minuten lang. Ein bis drei Minuten - das hat sich international als optimale Länge und Standard für "Mobisodes" etabliert.
Gelauncht wurde "Foreplay" weltweit als erstes in Österreich - es gehört zum Programmangebot des hiesigen UMTS-Netzbetreibers "Drei". Mittlerweile sind zahlreiche andere Länder und Sprachen dazugekommen - von Russisch bis Italienisch.
Inbar Wolanski, die für die auf mobile Contents spezialisierte Firma Chooz in Tel Aviv für die Produktion von "Foreplay" verantwortlich zeichnet, sagt über die Produktionsweise der Zeichentrickserie:
"Stimme aus dem Off"
"Die einzelnen Episoden werden von einer Stimme im Off erzählt - dadurch sparen wir uns das Synchronisieren der Lippenbewegungen beim Zeichnen und auch den Einsatz von Schauspielern. Dadurch ist es wirklich dem Medium angepasst. Die Reduktion auf eine Erzählstimme macht es auch leicht, die Serie in andere Sprachen zu übersetzen."
Genau durchdacht und dem Medium Mobiltelefon angepasst ist auch das Format, in dem produziert wird - Flash. Ein Format, das sich fast ohne Qualitätsverlust komprimieren und problemlos verschiedenen Bildschirmgrößen anpassen läßt.
Dieser genau für Mobiltelefone maßgeschneidertem Content hat "Foreplay" im Vormonat auch den ersten "Mobile Multimedia Award" beim Bitfilm Festival in Hamburg eingebracht, das sich in den letzten Jahren zu einem der weltweit bedeutendsten Festivals für Handy-Kurzfilme entwickelt hat.
Sonntag, 22:30 Uhr im Ö1-Magazin matrix
Mehr über "Foreplay" und "Dog & Bone" und zum Thema "Mobisoden" und "mobile Fernsehkanäle" gibt es Sonntagabend ab 22:30 Uhr in matrix auf Ö1 zu hören.
(Richard Brem)
