Neue Vorwürfe gegen Deutsche Telekom
Gegen die Deutsche Telekom und das deutsche Bundesfinanzministerium sind in Zusammenhang mit dem dritten Börsengang Mitte 2000 neue Vorwürfe erhoben worden.
Nach einem Vorabbericht des ARD-Politikmagazins "Report" sollen Vorstand und Ministerium milliardenschwere Risiken verschwiegen und die Anleger möglicherweise getäuscht haben. Danach könnte der damalige Ausgabekurs überhöht gewesen sein.
In der Sendung, die am Montag ausgestrahlt wird [ARD, 21.00 Uhr], beruft sich das Magazin auf Aussagen des früheren Finanzvorstandes Joachim Kröske, der Vorstand und Aufsichtsrat vor überteuerten Zukäufen gewarnt haben soll.
Dabei geht es um den Erwerb der britischen Mobilfunkfirma One2One [heute: T-Mobile Großbritannien], welche die Telekom im August 1999 für rund zehn Milliarden Euro erworben hatte. Kröske soll angeblich nur die Hälfte für angemessen gehalten haben.

Über unterschiedliche Einschätzungen im Vorstand und damit über die Risiken seien der Aufsichtsrat und damit auch der Bund als Hauptaktionärs informiert gewesen. Dennoch sei der Börsengang neun Monate später durchgeführt worden.
Ein Telekom-Sprecher wies die Vorwürfe entschieden zurück: In den Börsenprospekt sei damals alles eingeflossen, was Wissensstand gewesen sei. Darin seien auch Informationen zu Risiken umfangreich eingeflossen. Außerdem habe sich der britische Mobilfunkbetreiber inzwischen gut entwickelt. Auch ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums bekräftigte: "Eine abweichende Meinung wie die von Herrn Kröske hat den Aufsichtsrat nicht erreicht."
Bei der Bonner Staatsanwaltschaft, die gegen die DT und ehemalige Vorstände wegen möglicher Falschbewertung von Immobilien ermittelt, liegt seit längerem eine Anzeige wegen unrichtiger Angaben im Börsenprospekt vor.
Diese Vorwürfe beziehen sich jedoch auf den Erwerb des US-Mobilfunkbetreibers VoiceStream, den die Telekom kurz nach dem Börsengang angekündigt hatte. Der Bund hatte damals bei einem Ausgabekurs von 66 Euro rund 15 Milliarden Euro aus dem Verkauf eines Aktienpaketes eingenommen. Inzwischen steht der Kurs bei rund zwölf Euro.