25.12.2002

HINTERGRUND

Bildquelle: fuZo

Microsoft will kein Java schlucken

Microsoft wird die einstweilige Verfügung vom Montag anfechten und die nächste Instanz aufsuchen. Man sei noch dabei, Details der Entscheidung zu überprüfen, werde aber auf jeden Fall in die Berufung gehen. Dies gab ein Unternehmenssprecher heute, Mittwoch, in Redmond bekannt.

Wirklich überraschend ist das - gleich doppelt - nicht. Zum einen umfasst das Urteil gut vierzig Seiten, zum anderen ist klar, dass Microsoft diesen schwer wiegenden Eingriff in seine Vertriebsstrategie nicht hinnehmen kann und wird.

Sun hat damit ein Mitspracherecht und kann dieses benützen, um die .NET-Strategien von MS zu konterkarieren, solange die Verfügung hält.

Parva Strategica

Ein weiterer Schlagabtausch steht bevor in einem Match, das zwangsläufig so brutal geführt wird, weil die Gegner nicht voneinander lassen können - selbst wenn beide das wollten. Wie von Microsoft-Anwälten immer wieder betont wurde, benutzt die Hälfte aller Entwickler weltweit Java in irgendeiner Art und Weise.

Wenn MS folgerichtig Java mitvertreiben muss, vertreibt man so, wie es am besten in den eigenen Strategiekram passt, der naturgemäß auch gegen die Strategien Suns gerichtet ist.

Ob überhaupt, oder wie langsam oder schnell neue Java-Versionen von Microsoft ausgeliefert werden sollen oder müssen, ist eine Sache, die von beiden Beteiligten aus diametral entegegengesetzten Blickwinkeln betrachtet wird.

Der Ausblick

Das vorliegende Urteil von Richter Motz bleibt einstweilen in Kraft, also doppelt vorläufig. Will heißen: auf Dauer des laufenden Zivilprozesses Sun gegen Microsoft.

Beziehungsweise solange, bis die nächste Instanz, nämlich der "Court of appeals of the fourth circuit", seine Meinung dazu ausgesprochen hat.