"DeCSS Jon" heute vor Gericht
Seit Montag steht Jon Lech Johansen, auch bekannt als "DVD Jon" oder "DeCSS Jon", in Norwegen wegen seines DVD-Kopierprogramms DeCSS vor Gericht.
Diese Software hebelt CSS, den Kopierschutz für DVDs, aus. Sie wurde allerdings alleine dafür entwickelt, dass DVDs auch auf Linux abspielbar sind. Die Behörden stützen sich bei der Anklage auf ein Gesetz, das bisher nur im Zusammenhang mit Cracking-Angriffen auf Banken zum Einsatz kam.
Vor zwei Jahren hatte die norwegische Wirtschaftspolizei nach einem Hinweis der US-Filmindustrie die Wohnung der Familie gestürmt, zwei PCs beschlagnahmt und Johansen sieben Stunden lang verhört. Der Norweger war zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt.
Die Polizei klagt Johansen nach Paragraf 145[2] an, der den Einbruch in Systeme im Besitz Dritter für die Informationsbeschaffung verbietet. Das Gesetzt verbietet auch das Umgehen von Sicherungen zur rechtswidrigen Beschaffung von Daten. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 19-Jährigen zwei Jahre Haft.

Großer Wirbel der Industrie
Johansen hat Interviews vor dem Termin abgelehnt, sein Verteidiger meinte aber, dass sein Klient nichts falsch gemacht und nur ein kleines Programm geschrieben habe, mit dem man den CSS-Code aushebeln kann, und es an ein paar Leute verschickt.
Die Entdeckung, dass der DVD-Kopierschutz CSS eine nach heutigen Maßstäben lächerlich schwache Verschlüsselung aufweist, und die Verbreitung des dazugehörigen Knackprogramms DeCSS haben die Film- und Mediengiganten damals aufgeschreckt.
Der Fall hatte damals für großen Wirbel in der Community und Industrie gesorgt. Nachdem Johansen den Quellcode auf Druck der Industrie zurückziehen musste, entstanden rasch zahlreiche Mirrorsites, darunter mehrere in Österreich. Schließlich veröffentlichte sogar die Anklage in der Anklageschrift den Code und gab ihn so einer durchaus breiten Öffentlichkeit preis.