AOL in Troubles
Der weltgrößte Medienkonzern, AOL Time Warner, hat Berichte zurückweisen müssen, wonach auch dieser Konzern Umsätze aufgebläht haben soll.
US-Anleger wollen den Medienriesen AOL Time Warner nun wegen Täuschung verklagen. Der Konzern habe irreführende Angaben über sein Betriebsergebnis und über die Fusion zwischen AOL und Time Warner gemacht, hieß es in der Sammelklage, die bei einem New Yorker Gericht eingereicht wurde. Die Klage betrifft den Zeitraum April 2001 bis April 2002, als die Gruppe einen Rekordverlust von 54,4 Mrd. USD einfuhr.
Unkonventionelle Geschäftspraktiken
Die "Washington Post" hatte berichtet, die Prüfung von
vertraulichen AOL-Dokumenten und Gespräche mit Mitarbeitern und
Geschäftspartnern des Konzerns hätten gezeigt, dass es bei AOL, die
im Jahr 2000 Time Warner für 106,2 Mrd. Dollar gekauft hatte,
unkonventionelle Geschäftspraktiken gegeben habe.
Kreative Buchführung bei AOLVerschiebung von Einnahmen
Dazu gehörten dem Zeitungsbericht zufolge unter anderem die Verschiebung von Einnahmen aus einem Bereich in einen anderen und die Abbuchung der für das Online-Auktionshaus getätigten Werbegeschäfte als eigene Einnahmen. Nach dem zusammen mit dem Bericht veröffentlichten Diagramm handelt es sich um Geschäfte über 270,1 Millionen USD.
Am späten Donnerstagabend ist der Chief Operating Officer [COO] des weltgrößten Medienkonzerns AOL Time Warner, Robert Pittman, von seinem Amt zurückgetreten.
Ferner gab AOL Time Warner nach US-Börsenschluss bekannt, die jeweiligen Chefs der Tochterunternehmen HBO, Jeff Bewkes, und Time Inc., Don Logan, seien zu Stellvertretern von Konzernchef Richard Parson ernannt worden.
Übernahme im Jänner 2001 abgeschlossen
Branchenkennern zufolge geben die personellen Veränderungen nun
den Managern von Time Warner einen größeren Einfluss im Konzern. Im
Jänner 2001 war die rund 106 Mrd. USD schwere Übernahme von Time
Warner durch AOL abgeschlossen worden.
AOLInsgesamt war der Aktienkurs des Medienunternehmens im laufenden Jahr um rund 60 Prozent eingebrochen, was Händler unter anderem auf Sorgen der Anleger wegen des Wachstumspotenzials von AOL zurückführten.
Logan und Bewkes werden direkt Konzernchef Parsons unterstellt. Beide Männer gehören wie Parsons zur alten Time-Warner-Elite. Pittman war hingegen von America Online gekommen, als sich der Onlineriese und der größte amerikanische Medienkonzern in der gigantischen Medienfusion zusammengeschlossen hatten.
Die Fusion ist bisher nicht sonderlich gut gelaufen. Die Aktien von AOL Time Warner befinden sich im Keller, und die Aktionäre drängen auf Änderungen. Der weltgrößte Online-Dienst AOL tut sich besonders schwer, da er unter zunehmender Konkurrenz anderer Breitbandanbieter, einem schwachen Anzeigengeschäft und langsamerem Kundenzuwachs leidet.
