Bill Gates im Kreuzverhör
Im Kartellverfahren gegen Microsoft haben die neun US-Bundesstaaten vergeblich versucht, neue Beweismittel für ein wettbewerbswidriges Verhalten des Softwaregiganten vor Gericht einzuführen.
Am zweiten Tag des Auftritts von Microsoft-Gründer Bill Gates wollte der Vertreter der Bundesstaaten, Steve Kuney, am Dienstag einen E-Mail-
Wechsel zwischen Gates und Microsoft-Chef Steve Ballmer diskutieren, in dem es um die Beziehung zum Chiphersteller Intel ging.
Nach einem Einspruch des Anwalts von Microsoft unterband Richterin Colleen Kollar-Kotelly eine weitere Behandlung des Themas im Kreuzverhör von Gates.
Gates droht mit Windows-Einstellung
Am ersten Tag vor Gericht teilte Gates in einer 155-seitigen
schriftlichen Vorlage mit: "Wenn Windows reduziert wird auf ein
undefiniertes 'Kernbetriebssystem', würden die Staaten die Uhren für
die Windows-Entwicklung um etwa zehn Jahre zurückdrehen und sie
gewissermaßen dort einfrieren." Sollten sich die Bundesstaaten in
dem Verfahren durchsetzen, müsste der Konzern das Betriebssystem
ganz vom Markt nehmen. Der Wert seines Unternehmens würde damit
"stark sinken".

Java und Netscape Bedrohung für Windows
Gates räumte vor Gericht erstmals ein, dass die Programmiersprache Java des Microsoft-Konkurrenten Sun Microsystems sowie der Web-Browser Netscape, der inzwischen AOL Time Warner gehört, eine Bedrohung der Windows-Plattform dargestellt haben.
In seiner schriftlichen Ausführung hatte Gates noch erklärt, Java und der Netscape-Browser hätten "angeblich" das Potenzial gehabt, die Vormachtstellung von Windows zu bedrohen.
"Wenn es hilfreich ist, streiche ich gerne das Wort 'angeblich'", sagte Gates.
Er verwahrte sich aber entschieden gegen die Ansicht, Microsoft habe bestimmte Änderungen in Windows nur mit dem Ziel vorgenommen, Programme von Wettbewerbern zum Absturz zu bringen.
Es sei aber vorgekommen, dass Microsoft in guter Absicht bestimmte Funktionen in Windows geändert habe, die sich später als unpopulär herausgestellt hätten. "Auch wir können Fehler machen", verteidigte Gates sein Unternehmen.
Wie bereits am Montag begleitete Melinda Gates ihren Mann ins Gericht. Die Befragung von Gates wird am Mittwoch fortgesetzt.