Fußball als Motor für Roboter-Forschung
Deutschland steht derzeit voll und ganz im Zeichen des Fußballs. Ab Mittwoch treffen sich in Bremen auch die besten Robot-Kicker der Welt zum 10. RoboCup. Im Vordergrund steht dabei aber neben sportlichen Leistungen die Forschung rund um das Thema künstliche Intelligenz.
Insgesamt 440 Teams aus 36 Ländern treten beim RoboCup in acht Ligen gegeneinander an. Die künstliche Intelligenz dribbelt und kickt dabei auf Rollen, vier oder zwei Beinen.
Das Publikumsspektakel ist für die rund 2.500 Wissenschaftler und Schüler für insgesamt sechs Tage in erster Linie die Spielwiese für ihre Forschung.
Österreicher mit dabei
Auch zwei österreichische Mannschaften sind in Bremen dabei. In der Small Size League tritt das Team des Technikum Wien, die "Vienna Cubes" an.
In der Middle Size League ist mit "Mostly Harmless" das Team der TU Graz am Start.
Teamwork in realen Bedingungen
"Einen Roboter zu bauen, der irgendetwas macht, ist nicht schwer", sagt Ubbo Visser, Privatdozent für Künstliche Intelligenz am Technologie-Zentrum Informatik an der Universität Bremen und Vorsitzender des Organisationskomitees für den RoboCup.
Das Problem Anfang der 90er Jahre war, ein Versuchsfeld zu finden, in dem Roboter realen Bedingungen ausgesetzt sind. "Fußball war hier schon die richtige Idee", sagt der Wissenschaftler.
Echtzeit-Reaktion auf den Gegner
"Das Spiel ist dynamisch, es hat eine Echtzeit-Problematik, man muss im Team agieren und man hat einen Gegner, der genau das, was ich will, verhindern muss."
Um hier erfolgreich zu sein, brauche man ein ganzes Team von Fachleuten. Robotiker, Informatiker, Bildverarbeiter, Elektrotechniker - alle Fachdisziplinen müssen an einem Strang ziehen, damit das ganze Paket passt.
Neben den Kickern gibt es auch einen Wettbewerb mit Rettungsrobotern und Diskussionsforen.
In Sachen "Ballgefühl" haben die Robo-Kicker definitiv noch Nachholbedarf. US-Forscher haben nun einen Weg gefunden, nach Sehen und Hören auch das Fühlen beizubringen.
Fähigkeiten für den Alltag
"Was wir machen, ist ja nicht einfach Fußball spielen, sondern wir entwickeln Methoden, die wir irgendwann auch woanders einsetzen können", sagt Visser. Im Straßenverkehr zum Beispiel hat man keine zwei Sekunden, da müssen Entscheidungen in Millisekunden getroffen werden.
Der Roboter muss Informationen filtern können. "Der Clou besteht darin, in einer Situation - wie bei uns Menschen - genau die Information zu nutzen, die für den Augenblick entscheidend ist."
Roboter werden alltagstauglich
Die rasante Entwicklung und die immer schnellere Datenverarbeitung haben für einen immensen Schub in der Robotik gesorgt. Längst ist nach Angaben Vissers noch nicht alles einsatzbereit, doch die Möglichkeiten sind mannigfaltig.
Auch der Darmstädter Informatiker Oskar von Stryk ist vom Siegeszug des Roboters überzeugt. "In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir sehen, dass niedlich verpackte Roboter mit vielen Funktionen im Kommen sind."
Kosten als Hindernis
Dass der Roboter nicht schon längst in großer Zahl Einzug in die Haushalte gehalten habe, liege vor allem noch an den hohen Preisen. Die hochkomplexe Technologie, die auch als Hilfe im Haushalt eingesetzt werden könne, sei schlicht zu teuer.
Im bestvernetzten Land der Welt, Südkorea, arbeitet eine regelrechte Armee an Forschern daran, Roboter in den familiären Alltag zu integrieren und zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen.
(dpa)