Geruchskino bringt Bilder zum Duften
Eine japanische Kinokette setzt beim Blockbuster "The New World" erstmals auf eine Technologie, die bewegte Bilder mit Gerüchen unterlegt. Auch in Österreich wird bereits Duftkino angeboten, Hollywood experimentiert seit den 40er Jahren mit dem Kinoerlebnis für die Nase.
Mit moderner Technik soll der Kinobesuch künftig ein Erlebnis für alle Sinne werden: In Japan setzt die Kino-Kette Shochiku nun auf den Trend Geruchskino und will am kommenden Wochenende den ersten "Aroma-Film" zeigen.
Der Hollywood-Streifen "The New World" mit Colin Farrell werde passend zu den jeweiligen Szenen mit sechs verschiedenen Gerüchen untermalt.
Blumen, Pfefferminze und Rosmarin
Die Technik dafür liefert der Telekommunikationsriese NTT. Dabei werden unter den Kinositzen zweier Säle spezielle Geräte installiert, die die verschiedenen Gerüche durch das Mixen einzelner Duftstoffe kreieren.
"Dadurch fühlt sich der Zuschauer, als ob er zum Beispiel wirklich im Wald steht", sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Bei Liebesszenen würde ein floraler Duft ausgeströmt, während für traurige Stellen auf einen Mix aus Pfefferminze und Rosmarin gesetzt würde.
Freude werde mit Zitrusdüften untermalt, während bei Action-Szenen ine Mischung aus Eukalyptus und Teebaumöl verwendet wird.
Es sei das erste Mal, dass ein Film mit verschiedenen Gerüchen unterlegt werde. Im vergangenen Jahr war in Japan bereits zum Tim-Burton-Film "Charlie und die Schokoladenfabrik" in mehreren Kinos der Duft von Schokolade verströmt worden.
Duftende Kinos in Österreich
Auch in Österreich wird bereits mit dem Geruchskino experimentiert: Im Wiener Lugner City Kino wird seit einiger Zeit das mobile "Prime Cinema 5-D" angeboten, in dem sich das Kinoerlebnis gleich auf mehrere Dimensionen ausweitet.
Die auf der leinwand gezeigten 3-D-Szenen sollen dabei physisch und olfaktorisch miterlebt werden.
Die Duftstoffe steigen dabei über einen nicht wahrnehmbaren Luftstrom aus den Armlehnen des Kinosessels auf und verschwinden auch gleich wieder.
Gerüche kommen und gehen
Durch eine "vertikale Beschleunigung" der Duftmoleküle entsteht eine Duftsäule die nach Ende der Filmsequenz innerhalb einer Zehntelsekunde nach oben entweicht. Für die Zuschauer ist der Geruch jeweils zirka sechs Sekunden lang wahrnehmbar.
Zur Auswahl stehen dabei rund 6.000 verschiedene Düfte, die allesamt aus natürlichen Stoffen gewonnen und in extrem niedriger Dosierung verwendet werden. Pro 5-D-Film gibt es zirka 20 verschiedene Dufteinsätze.
Das mobile 5-D-Kino wurde vom oberösterreichischen Unternehmen Prime Cine Technologies entwickelt. Es bietet Platz für 36 Besucher und kann innerhalb weniger Tage aufgebaut werden.
Seit den 40er-Jahren ein Thema
Die Idee, Filme mit Gerüche zu unterlegen ist an sich nicht neu: Bereits in den 40er-Jahren experimentierten Filmemacher mit verschiedensten Techniken, um Düfte ins Kino zu bringen.
Der Schweizer Hans E. Laube präsentierte auf der Weltausstellung in New York sein "Odorated Talking Pictures"-Verfahren in dem Film "My Dream", der mit unterschiedlichsten Gerüchen untermalt wurde. Die technologie wurde aber wegen Patentstreitigkeiten nicht weiterentwickelt.
Geruchschaos statt Duft-Kino
1960 wurde schließlich das AromaRama-Verfahren vorgestellt, bei dem Gerüche durch die Ventile der Klimaanlage in den Zuschauersaal versprüht wurden. Diese Technik führte jedich zu einem Geruchschaos, da die einzelnen Düfte nicht beseitigt werden konnten, bevor der nächste zum Einsatz kam.
Auch der Kultregisseur John Waters griff 1981 in seinem Film "Polyester" die Idee des Geruchskinos auf. Er setzte dabei auf das "Odorama"-Verfahren, bei dem Die zuschauer Rubbelkarten erhielten, die mit Duftstoffen imprägniert wurden.
(futurezone | AP | AFP | APA)
